Enquetekommission erfolgreich abgeschlossen

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Unser Alltag als Gesellschaft funktioniert in Strukturen. Alltag und Struktur. Zwei Begriffe, die für Verlässlichkeit, Planbarkeit, sowie Halt und Sicherheit stehen, weil sie wiederkehren und daher vorhersehbar sind. 

Krisen hebeln genau dieses Gefühl von Sicherheit aus und treffen uns damit an unserer empfindlichsten Stelle – unserem Vertrauen in eine geordnete Zukunft. Pandemien, extreme Wetterereignisse, Bedrohungen kritischer Infrastruktur, Versorgungsengpässe und Kriege – all das sind komplexe Herausforderungen, mit denen sich sowohl jede und jeder Einzelne von uns als auch die Gesellschaft an sich konfrontiert sieht.

Wie können wir nun mit Krisen in unserer modernen, hochtechnisierten Zeit umgehen?

Einen universellen Ansatz könnte uns beispielsweise Moliere geben mit seiner Feststellung: „Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.“

Denn wie wir alle in der Vergangenheit feststellen konnten, fällt es uns in Krisenzeiten schwer, mit Abweichungen vom Normalzustand und unserer eigenen Verantwortung umzugehen und zu akzeptieren, dass wir gerade nicht alles unter Kontrolle haben, obwohl wir mittlerweile meinen, dass wir alles beeinflussen und einfach nur vorplanen müssten. Das Leben und die Krisen halten sich allerdings nicht an Pläne oder Gesetze.

Dabei ist etwas nicht unter Kontrolle zu haben, nicht notwendigerweise Negativ oder muss dies bedeuten. Eine Krise kann im positiven Sinne einen Reifungsprozess darstellen, in dem neue Bewältigungsstrategien entwickelt werden, der Erfahrungshorizont erweitert und Neues dazu gelernt wird. 

In jeder dieser Situationen können viele Möglichkeiten für Entwicklung, Veränderung, Konfliktlösung und Transformation stecken, wenn auch nicht für jede und jeden und allen voran nicht für die Gruppen, die Herausforderungen nicht aus eigener Kraft bewältigen können. 

Die Enquetekommission „Krisenfeste Gesellschaft“ ist dieser Aufgabe intensiv seit dem 7. April 2022, also über zwei Jahre, nachgegangen.

Eine Besonderheit, die aus meiner Sicht mindestens bei keiner Enquetekommission mehr fehlen darf:

Ein Bürgerforum, in diesem Fall bestehend aus 48 zufällig ausgewählten Einwohner:innen, die in sieben Sitzungen insgesamt 35 Empfehlungen und vier Leitsätze erarbeitet haben sowie eine Kinder-, Teenager- und Jugendbeteiligung mit jungen Menschen zwischen sieben und 26 Jahren.

Einen Weg aus den Krisen finden durch...

1. eine direkte und nachvollziehbare Kommunikation der verantwortlichen Stellen

2. eine größtmögliche Transparenz bezüglich des Handelns und der Maßnahmen des Staates in der Krise und, darauf aufbauend,

3. das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger gegenüber den handelnden Akteuren und auf ein funktionierendes Gemeinwesen.

Diese Ziele lassen sich nur gemeinsam zwischen den demokratischen Fraktionen schaffen. Die Enquetekommission hat den Grundpfeiler gesetzt, die Themen Krisen und Resilienz beschäftigen uns aber weiter und ich könnte mir vorstellen, wenn ich einen Wunsch hinterlassen darf, dass ein geeignetes Format und Gremium, wie ein “Committiee of the future” in Finnland, zu einem sinnvollen und zielgerichteten Umgang im Parlament mit herausgehobenen Fragen gesamtgesellschaftlicher Tragweite beitragen könnte.

Denn nur gemeinsam wird es auf Grundlage der gefundenen Handlungsempfehlungen gelingen, die Resilienz und unser Gemeinwohl in Baden-Württemberg zu stärken und krisenfester machen.