Agrarpolitik und Ernährung

Plenarrede zum Volksantrag Ländle leben lassen

Die gesamte Rede finden Sie am Ende der Seite.


Boden ist endlich, wir haben nur eine begrenzte Fläche, die wir für vieles brauchen:

  • Bezahlbaren Wohnraum
  • Verkehrswege und Mobilität
  • Wirtschaftliche Prosperität
  • Aber auch Natur, Klimaschutz und Erholung, um nur einige zu nennen.

Flächenansprüche

Hinzukommt: Bedarfe an die endliche Ressource Boden können sich schnell wandeln.

Mit dem Ukrainekrieg wurde uns deutlich vor Augen geführt, dass sich Ansprüche an Fläche schnell ändern können und kurzfristig neue Bedarfe entstehen können:

  • Wenn wir unabhängig werden wollen von internationaler Energie, brauchen wir hier Fläche für Erneuerbare Energien,
  • wenn wir unabhängiger werden wollen von internationalen Nahrungsketten, brauchen wir hier Fläche für Ernährung/Landwirtschaft.
  • Gleichzeitig hängt die Resilienz unseres Landes angesichts zunehmender Klimaextreme von unversiegelten Flächen und intaktem Humus ab.

Deshalb ist es wichtig, dass wir darüber sprechen,

  • wie wir nachhaltiger und effizienter mit Fläche umgehen können,
  • wie wir Gestaltungsspielraum erhalten,
  • wie wir Flächenansprüche miteinander in Einklang bringen und
  • dadurch auch für Prosperität und wirtschaftliche Entwicklung in Zukunft sorgen.

Volksantrag

Das haben die Anhörung am 14. Juni und auch die Diskussionen in den Ausschüssen gezeigt.

Deshalb zunächst herzlichen Dank an die Initiatoren des Volksantrags „Ländle leben lassen“ und die Bürgerinnen und Bürger, die mit ihren Unterschriften dieses Thema in unser Parlament getragen haben.

Dabei geht es uns weniger um eine symbolische Zahl – „Netto Null“ – als vielmehr um das Bewusstsein für die Begrenztheit und gleichzeitig die Wichtigkeit von Fläche.

Und darum, dass wir jetzt Maßnahmen einleiten müssen, um bewusster, effizienter und nachhaltiger mit Fläche umzugehen. Damit wir uns – und kommenden Generationen – die Möglichkeit erhalten, auf neue Situationen und Bedarfe reagieren zu können. Denn wenn die Fläche erst einmal versiegelt ist, sind 10.000 Jahre Humus-Aufbau verloren.

Ideen und Ansätze

Für uns ist klar: Nur ein Portfolio aus Maßnahmen ist geeignet, diesen bewussteren Umgang mit Fläche zu erreichen. Denn es mangelt nicht an Ideen und Ansätzen, um Fläche effizienter zu nutzen, es mangelt nur an der Durchsetzung in der Fläche.

An vielen Stellen im Land erleben wir einen innovativen und nachhaltigen Umgang mit der wertvollen Ressource Boden: Attraktive Innenentwicklung, Nutzung von Brach- und Konversionsflächen, flächeneffiziente und multifunktionale Quartiere. Vielerorts sehen wir tolle Beispiele.

Gleichzeitig sind die Spielräume für gegenteilige Planungen, für großflächige Discounter am Ortsrand – während Ortskerne veröden – weiter vorhanden.

Landwirtschaft

Auch eine hybride Nutzung landwirtschaftlicher Flächen kann einen bedeutenden Beitrag zur Reduktion der Flächenversiegelung leisten,

  • indem sie die vorhandene Fläche effizienter nutzt da gleichzeitig Energie produziert wird (APV)
  • da nachhaltige Praktiken gefördert werden (Agroforst: Mehr Wasserspeicherung, weniger Erosion)
  • und sie die multifunktionale Nutzung des vorhandenen Raums maximiert.

= Wichtig zur Sicherung der Nahrungsmittelproduktion und zum Schutz unserer natürlichen Ressourcen

Hybride Landnutzungssysteme (Agroforstwirtschaft, Mischkulturen, Kaskadennutzung von Feldfrüchten, APV) führen gegenüber konventionellen Systemen zu einem Flächeneffizienzschub. Bewirtschaftungsweisen sollten auf zukünftige klimatische Verhältnisse ausgerichtet werden  – Bodenfruchtbarkeit besonders wichtig

Für die innovativen und nachhaltigen Ideen setzen wir uns politisch ein:

  • Mit dem neuen Landesentwicklungsplan entwickeln wir den planerischen Rahmen für ein zukunftsfähiges Baden-Württemberg. Wir werden verbindliche Festlegungen treffen, um den Flächenverbrauch und vor allem die Flächenversiegelung weiter zu reduzieren. Dabei wollen wir den Erfolg der letzten Jahrzehnte verstärken. Während der tägliche Flächenverbrauch im Jahr 2000 noch bei 12 Hektar lag, war er im Jahr 2022 bereits auf 4,6 Hektar reduziert.
  • Mit dem Aktionsplan Flächensparen bringen wir ein Paket an Förder-, Beratungs-, Vernetzungs-, und Informationsangeboten auf den Weg, beispielsweise zur Entsiegelung. So unterstützen wir unsere Akteure vor Ort, damit alle Regionen und Kommunen eine effiziente und nachhaltige Flächenpolitik umsetzen können. Denn es ist eine Querschnitts- und Daueraufgabe, die wir nur gemeinsam bewältigen können.