Umwelt/Klima/Energiewirtschaft

Strategie zur Anpassung an den Klimawandel in Baden-Württemberg

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2,3°C Anstieg der Lufttemperatur seit Beginn der Industrialisierung: das ist laut Klimasachverständigenrat der Stand der Dinge in Baden-Württemberg Hier und Jetzt. 

Wir sind mittendrin in der Klimakrise. Mitteleuropa ist weltweit die Region, die sich am stärksten erhitzt. Auch hier spricht die Wissenschaft eine klare Sprache: Wir in BW müssen mit einem doppelt so hohen Temperaturanstieg rechnen wie im globalen Vergleich. Baden-Württemberg auf diese Zukunft vorzubereiten, das heißt: den menschengemachten Temperaturanstieg mit aller Kraft eingrenzen. Jedes zehntel Grad zählt, gerade weil sich die Temperatur bei uns überproportional erhöht. Jede Tonne Treibhausgas, die wir einsparen, macht die Folgen der Klimakatastrophe erträglicher. 

Im Klartext heißt das: Klimaschutz in allen Sektoren. Genau das tun wir mit dem beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren. Mehr als 400 Windräder sind in der Planung, gut 100 davon genehmigt. Bei der PV-Pflicht und der kommunalen Wärmeplanung ist Baden-Württemberg bundesweit Vorreiter.

Und die Anstrengungen rechnen sich, denn es ist vielfach belegt: Jeder Euro, den wir in die Verringerung der Treibhausgas-Emissionen stecken, spart uns mindestens vier Euro an Anpassungsmaßnahmen - und das ist konservativ geschätzt! Die negativen Folgen der Klimakrise sind schon jetzt spürbar und sie werden zunehmen. Natürlich sind es dabei die Stürme, die Hochwasser, die die Nachrichten beherrschen. Aktuell sind es die Überschwemmungen in Italien. 

Aber gerade im Hintergrund laufen Veränderungen ab, die zwar weniger Schlagzeilen produzieren, aber trotzdem elementare Auswirkungen haben. Massive Ernteverluste durch Dürre, oder Temperaturen in unseren Städten von bis zu 40 Grad sind nur zwei Beispiele dafür, dass der Klimawandel für Mensch und Umwelt zu immensen Belastungen führt. Allein die Jahre 2018, 19 und 20 haben in Deutschland durch Hitze und Trockenheit, durch Hochwasser, Sturzfluten und Sturm Kosten von rund 80 Milliarden Euro verursacht – und sie fordern Menschenleben! 

Die Folgen des Klimawandels sind also jetzt schon gravierend. Deshalb ist für uns klar: wir müssen uns diesen Herausforderungen stellen, damit Baden-Württemberg auch in Zukunft eine lebenswerte Region und ein starker Wirtschaftsstandort bleibt.

Und hier setzt die Strategie zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels in Baden-Württemberg an. Die Strategie wurde 2015 erstmals erarbeitet und wird jetzt fortgeschrieben – wohlgemerkt unter Einbindung der Öffentlichkeit. Im Beteiligungsportal BW konnten die Bürgerinnen und Bürger den Entwurf vollumfänglich einsehen, kommentieren und bewerten.

In der Strategie gibt es vier zentrale Bereiche: Es gibt Maßnahmen zu Hoch- und zu Niedrigwasser, Maßnahmen zum Hitzeproblem und zum Wandel von Lebensräumen und Arten – jeder Bereich mit verschiedenen Handlungsfeldern, und alle Bereiche untereinander vernetzt.

Schauen wir beispielsweise auf die Klimawirkung Trockenheit. Die Folgen von Wassermangel gehen weit über trockene Blumenbeete hinaus und betreffen uns alle: Land- und Forstwirtschaft verzeichnen große wirtschaftliche Verluste. Fruchtbare Böden gehen verloren. Die Energieproduktion in Großkraftwerken und die fertigende Industrie müssen eingeschränkt werden.  

Für die Bewältigung von Trockenheit gibt es deshalb eine ganze Reihe an Zielen in der Strategie: Zu aller erst müssen wir unsere Datengrundlage ausweiten. Dieses Wissen ermöglicht einen sinnvollen Umgang mit Wasser: weg vom „Aus dem Vollen schöpfen“ hin zum „was ist verfügbar“. Indem wir das Wasser in der Landschaft halten, in die Böden bringen und neue Wege bei der Bewässerung in der Land- und Forstwirtschaft gehen; indem wir unsere Bäche und Flüsse stärken, sichern wir unser Grundwasser – und damit unsere Lebensgrundlage.

Und damit wir diese Ziele auch erreichen, haben wir sie mit konkreten Maßnahmen hinterlegt: vom Übergeordneten, etwa dem „Ausbau vom Moorschutz“, bis ins Detail, zum Beispiel der „Förderung von Tröpfchenbewässerungs-Anlagen im Weinbau“. Und neben neuen Maßnahmen sind auch die bereits laufenden Strategien wie z.B. die zu Hoch- und zu Niedrigwasser im Papier verzahnt. 

Risiken minimieren – und gleichzeitig die Chancen nutzen: Beispiele sind Schwammstädte, die das Regenwasser wie ein Schwamm aufnehmen können, anstatt es schnellstmöglich abzuleiten. Das führt zu mehr Grün und mehr Wasserflächen, die beide im Sommer für Abkühlung sorgen. Chancen liegen auch in der Landwirtschaft. Durch eine angepasste Sortenwahl, innovativer Bewässerungstechnik und Wetter-Frühwarnsysteme sichern wir die Erträge, schützen die Böden vor Erosion und die fördern Artenvielfalt .

Das sind Chancen nicht nur dafür, die Anpassung an den Klimawandel zu schaffen. Sondern viel mehr Chancen für lebenswerte Dörfer und Städte, für eine gesunde Umwelt, an der Alle Menschen teilhaben können. Verpflichtung und Chancen gehen hier Hand in Hand – wir müssen handeln zum Schutz und zum Wohle unserer und aller Generationen, die nach uns kommen!