Auf Weinwanderung: Daniel Lede Abal auf der Suche nach Auswirkungen des Klimawandels in den Tübinger Weinbergen
Der Tübinger Abgeordnete Daniel Lede Abal kümmert sich diesen Sommer um den Klimawandel in der Region: Er steuert verschiedene Ziele an, um dort zu erfahren, welche Spuren der Klimawandel bereits hinterlässt. Dazu ist der Abgeordnete unterwegs im Wald und auf dem Feld, zwischen Obstbäumen und Rebstöcken. Die Termine sind öffentlich: Wer sich dafür interessiert, ist herzlich eingeladen, mit dabei zu sein. Am Dienstag wanderte Daniel Lede Abal mit einer rund dreißigköpfigen Gruppe durch einen Weinberg bei Tübingen.
Und was macht der Klimawandel mit dem Weinbau in der Region Neckar-Alb? Er verändert einiges, zum Schlechten und derzeit auch zum Guten, berichtete Sabine Koch, die im Tübinger Stadtteil Unterjesingen auf rund zwei Hektar ihren Bio-Weinbau betreibt. Zwischen alten Natursteinmauern, mit sagenhaftem Blick über das Ammertal zur berühmten Wurmlinger Kapelle hin, wanderte die Gruppe steil bergauf bis zu einer Wetterstation. Dort hat die promovierte Geoökologin Koch einige Daten der Wetteraufzeichnungen aus den vergangenen Jahren vorgestellt – die Veränderungen sind offenkundig.
Tübingen ist von den Klimabedingungen neuerdings keine Randlage mehr, sondern im Zentrum des Weinbau-Klimas, erklärte Sabine Koch anhand von Klima-Kennzahlen. „Im Moment gehören die Winzer hier in der Region noch zu den Gewinnern!“ Noch, das betonte Sabine Koch. Denn wärmere Weinbau-Regionen haben inzwischen erhebliche Probleme, und die könnten auch der Tübinger Gegend in einiger Zeit drohen.
Für den Tübinger Wein bedeutet das: Der Wein reift jetzt besser und schneller, er erreicht mehr Süße und so auch einen höheren Alkohol-Gehalt. Das ist aus Winzer-Sicht aber nicht nur Grund zur Freude. Man müsse inzwischen nicht mehr süßen, sondern säuern, wenn man weiterhin spritzige Weine erhalten wolle, berichtete Sabine Koch. Daniel Lede Abal ist Weinkenner und besitzt selbst zwei Weinberge in der spanischen Heimat seines Vaters, auch er machte der Gruppe klar: „Der Geschmack und die Stimmigkeit profitieren dadurch nicht automatisch.“
Zumal das extremere Wetter die Arbeit der Winzer erschwert, alles werde immer unberechenbarer, erfuhren die Gäste. Ist das Frühjahr sehr warm, können späte Fröste umso größeren Schaden anrichten. Im Sommer sind Starkregen und Hagel ebenso gefährlich wie Trockenheit. Und wenn es über Wochen heiß ist, reifen die Trauben früh, und auch die Weinlese ist entsprechend früher, was wiederum Nachteile hat. Hinzu kommt: Neue Schädlinge wandern ein.
Die Winzerin und der Abgeordnete sprachen über neue Sorten und deren Potenziale. Es ging um den terrassierten Anbau in der alten Kulturlandschaft, um Boden-Beschaffenheit, Wildschweine und Wespen. Alle gemeinsam verkosteten am Ende zwei der Bio-Weine von Sabine Koch. Darunter auch ein Riesling, der den Klimawandel quasi verkörpert: „Vor zehn Jahren hätte man hier in der Gegend prinzipiell noch keinen Riesling vermutet“, sagte Daniel Lede Abal.