Das Erfolgsprojekt Der B37-Radspur
Auf dem Katzenstein-Boulevard nach Berlin: Neue B37-Radspur zwischen Heidelberg und Neckargemünd als Best-Practice-Beispiel in die Hauptstadt eingeladen
In einem bundesweit einzigartigen Verkehrsversuch wurde der vierspurigen Bundesstraße B37 zwischen Heidelberg und Neckargemünd außerorts eine Kfz-Spur entzogen, um Platz für eine Radspur zu machen. Der Radverkehr auf der Strecke vervielfachte sich, aber das von der Gegenseite vorausgesagte Autochaos blieb aus. Auf Basis dieser Ergebnisse gab der Bund grünes Licht und die Umwidmung der Fahrspur an der Bundesstraße konnte verstetigt werden. Ein Novum, das auch auf Bundesebene Anerkennung findet. Als „Geburtshelfer“ der Spur wurde Hermino Katzenstein, Grüner Landtagsabgeordneter aus Neckargemünd und radverkehrspolitischer Sprecher seiner Fraktion, nun nach Berlin eingeladen, um das Leuchtturmprojekt als Best-Practice-Beispiel bei der Konferenz „Bündnisse für die Mobilität der Zukunft“ im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestags vorzustellen. Als örtlicher Landtagsabgeordneter hatte Katzenstein das Erfolgsprojekt durchgängig begleitet und vorangetrieben, sodass die Radspur an der B37 im Volksmund mittlerweile sogar als „Katzenstein-Boulevard“ bezeichnet wird.
Verkehrsexperte Katzenstein freut sich über die die Einladung in die Hauptstadt: „Es ist eine große Ehre für mich, die Entstehung des Katzenstein-Boulevards in Berlin einer breiteren Öffentlichkeit vorstellen zu dürfen. Ich hoffe jetzt natürlich, dass ich viele zum Nachmachen motivieren kann. Mein Tipp an alle, die Verbesserungen für eine klimafreundliche und sozial-gerechte Mobilität anstoßen wollen: Ein Verkehrsversuch kann das Unmögliche möglich machen!“
Bereits bei der Vorstellung auf der Hauptbühne der Konferenz erntete die neue Radspur den Beifall des Fachpublikums. Anschließend präsentierte Katzenstein sein Herzensprojekt auf einem Poster im Foyer des Paul-Löbe-Hauses, wo verschiedene Verkehrswende-Projekte aus ganz Deutschland ausgestellt wurden. Eine große Menschentraube bildete sich um den Abgeordneten aus Baden-Württemberg, Erfahrungen und Ideen wurden ausgetauscht und diskutiert. Verkehrsexperten und Interessierte aus der ganz Republik zeigten sich beeindruckt, wie durch eine pragmatische Herangehensweise auch außerorts eine gerechtere Verteilung des öffentlichen Raums erreicht werden kann. Ein voller Erfolg Grüner Verkehrspolitik!
Der Verkehrsversuch war der Schlüssel zum Erfolg!
An der vierspurigen Bundesstraße B37 außerhalb der geschlossenen Ortschaft zwischen Heidelberg-Schlierbach und Neckargemünd gab es in der Vergangenheit keinen Radweg und dadurch naturgemäß auch kaum Radverkehr. Die Idee zur Umverteilung der Spuren zugunsten des Radverkehrs auf der B37 entstand bereits vor vielen Jahren im Amt für Mobilität der Stadt Heidelberg. Da es sich aber um eine Außerorts-Bundesstraße handelt, war die dauerhafte Einziehung eines Fahrstreifens politisch ausgeschlossen. Den Durchbruch brachte schließlich die Katzensteins Idee, einen temporären Verkehrsversuch durchzuführen, denn eine zeitlich begrenzte und wissenschaftlich begleitete Erprobung der Maßnahme war möglich und politisch durchsetzbar.
In 2020 beschloss der Heidelberger Gemeinderat die Einrichtung des zweijährigen Verkehrsversuchs, insbesondere die Grüne Gemeinderatsfraktion hatte sich dafür eingesetzt und damit dem Heidelberger Bürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) den Rücken gestärkt. Maßgeblich begleitet und unterstützt wurde das Projekt außerdem vom vom Landesverkehrsministerium Baden-Württemberg, vom Regierungspräsidium Karlsruhe sowie von der Stadt Heidelberg und der Stadt Neckargemünd. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr war ebenfalls eingebunden.
Radverkehr vervielfacht, Autochaos ausgeblieben - die Radspur darf bleiben
Im Mai 2021 war es dann soweit, eine Autofahrspur wurde in eine provisorisch eingerichtete Fahrradfahrspur umgewandelt. Dabei wurde der Verkehrsversuch gemeinsam von der Hochschule Karlsruhe und der Stadt Heidelberg durchgeführt und sollte zwei Fragestellungen klären:
- Kommt es durch die Verminderung der Fahrstreifen zu Behinderungen des Kfz-Verkehrs und Verkehrsverlagerungen auf Ausweichrouten?
- Kann eine Zunahme an Radfahrenden auf der Strecke erreicht werden?
Die Auswertung der erhobenen Daten brachte tatsächlich die vermuteten und natürlich auch erhofften Ergebnisse zu Tage. Der Radverkehr konnte vervierfacht werden. Vor dem Verkehrsversuch fuhren lediglich 75 Radfahrende pro Tag auf der Strecke. Mit der Einrichtung der Radspur stieg die Zahl auf täglich durchschnittlich 300 Radfahrende an. Gleichzeitig war keine Verschlechterung der Abwicklung der Kfz-Verkehre durch die Verminderung der Fahrspuren messbar. Eine leichte Verlagerung auf Ausweichstrecken über die L534 und L600 konnte zwar beobachtet werden, dies spielte mit weniger als einem Fahrzeug pro Minute für den Verkehrsfluss aber keine Rolle. Auf dieser Grundlage konnte eine Verstetigung des Verkehrsversuchs begründet und beschlossen werden. Endgültig grünes Licht kam im November 2023 aus dem Bundesverkehrsministerium. Das Regierungspräsidium Karlsruhe plant derzeit den Endausbau der neuen Radverkehrsanlage.