Krebs: Gelungene Kommunikation kann Kollaps verhindern
Frühwarnsysteme und bessere Kommunikation: Krebs mit ersten Schlussfolgerungen zum Thema Gesundheit der Enquete-Kommission
Stuttgart – Die Enquete-Kommission „Krisenfeste Gesellschaft“ hat ihre Beratungen zum ersten Themenfeld (Gesundheit) abgeschlossen. Bei der politischen Aussprache am Freitag formuliert die Sprecherin für Gesundheit, Petra Krebs, im Landtag ihre Erkenntnisse.
„Der Klimawandel ist die größte Gesundheitsgefahr der Menschheit – das haben die Expertenanhörungen eindringlich bestätigt. Gefährlich für die Menschen in Baden-Württemberg ist vor allem die Hitze“, sagt sie. Besonders gefährdet sind vulnerable Gruppen: beispielsweise ältere Menschen, Kinder, Babys oder Menschen mit Vorerkrankungen oder Obdachlose. „Wir brauchen daher gesetzliche Rahmenbedingungen, damit die Kommunen Strategien für hitzesensible Menschen entwickeln können.“
Frühwarnsysteme und Aktionspläne gegen Hitze
In diesem Zusammenhang führt Krebs die Entwicklung von Hitzefrühwarnsystemen und Hitzeaktionsplänen ins Feld, für die sich die Fraktion Grüne stark macht.
Hitzefrühwarnsysteme sprechen Warnungen aus - ortsbezogen oder sogar stadtteilbezogen. Hitzeaktionspläne geben konkrete Handlungsvorschläge, etwa dass der Schulsport in der Halle stattfindet oder in Senioreneinrichtungen stärker darauf geachtet wird, dass die Bewohnerinnen und Bewohner ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen.
Für die erfolgreiche Entwicklung solcher Pläne sei es wichtig, die Kräfte aller Bereiche der Politik zu bündeln. „Nahezu in allen Lebenslagen müssen wir unser Verhalten anpassen und unsere politischen Entscheidungen überprüfen. Das liegt im Aufgabenbereich aller Ministerien. Der Gesundheitssektor kann die Gesundheitskrisen nicht allein bewältigen. Wir brauchen einen ganzheitlichen Ansatz, der Gesundheit überall mitdenkt.“
Kommunikation als „A und O“ für künftige Krisen
Ohne Vertrauen in das Gesundheitssystem - keine Solidarität der Bürger im Ernstfall. Wissenschaftliche Erkenntnisse haben gezeigt, dass Menschen Entscheidungen und Empfehlungen im Krisenfall erst dann mittragen, wenn sie von der Kompetenz der Institutionen überzeugt sind. Diese These unterstützt auch Dr. Nico Dragano, Professor für medizinische Soziologie von der Universität Düsseldorf, bei seinen Ausführungen am 14. Oktober in der Enquetekommission. Demnach sei „Vertrauen etwas Zentrales“, was sich bei der jüngsten Impfkampagne durch eine „extreme Korrelation zwischen fehlendem Vertrauen in die Bundesebene, die Landesebene etc., und der Absicht, sich nicht mehr impfen zu lassen oder noch nicht geimpft zu sein“ gezeigt habe.
Daraus schließt Krebs: „Wir müssen noch besser darin werden, den Bürgerinnen und Bürgern politische Entscheidungen so niedrigschwellig wie möglich zu erklären. Kommunikation ist das A und O.“ Gerade der Blick auf bevorstehende Krisen – von der Klimakrise bis zu Antibiotikaresistenzen – verlangt einen besseren Austausch zwischen Wissenschaft, Politik und Bürgerschaft. Krebs macht sich dafür stark, dass Behörden auch Menschen mit Migrationshintergrund oder Sozial-Benachteiligten mehr Informationen in den jeweiligen Sprachen zur Verfügung stellen. „Diesen zielgruppenspezifischen Ansatz wollen wir ausbauen und in der Enquete weiterentwickeln, damit auch sie besser mitgenommen werden können.“
Verständnis entwickeln, Verhalten verbessern
Krebs resümiert: „Kommunikation ist mehr als pures Erklären und Information. Es muss darum gehen, Leute in ihren jeweiligen Lebensumständen mit ihren spezifischen Problemlagen zu sehen und sie als Expertinnen und Experten ihrer Lebenswelten zu verstehen.“ Das heißt: Wenn sich Menschen über Ursachen und Maßnahmen von Behörden gut informiert fühlen, können sie ihr Verhalten verbessern.
Die Enquete-Kommission tagt seit vergangenem Sommer und hat sich zum Ziel gesetzt, Lösungen zu entwickeln, wie die Gesellschaft noch widerstandsfähiger - und damit krisenfester - werden kann.