Soziales und Gesellschaft
Mehr Hilfe bei Gewalt, weniger Unterschiede beim Einkommen
Neckarsulm - Mehr Hilfe für Frauen, die Gewalt erfahren, eine passgenauere Gesundheitsversorgung und eine neue, umfassende Gleichstellungsstrategie: Diese Ziele haben die Landtagsgrünen am Donnerstag (11. Januar) bei ihrer Fraktionsklausur in Neckarsulm bekräftigt. „Geschlechtergerechtigkeit betrifft sämtliche gesellschaftliche Bereiche“, heißt es in dem Positionspapier „Gleichstellung voranbringen, Frauenrechte stärken“.
„Wir Grünen haben hier einen klaren Wertekompass: Unser Ziel ist eine Gesellschaft ohne Diskriminierung, in der die Rechte von allen Menschen umfassend geschützt sind“, sagt Stefanie Seemann, frauenpolitische Sprecherin der Fraktion Grüne. „Denn gleiche Rechte und Chancen sind der Grundstein für unseren Zusammenhalt und für eine starke Demokratie.“
So will die Grünen-Fraktion die Umsetzung der Istanbul-Konvention gegen Gewalt an Frauen weiter voranbringen. „In den vergangenen sieben Jahren hat das Land unter seiner grün-geführten Regierung die Mittel versiebenfacht: Von 1,7 Millionen Euro 2017 auf knapp 12 Millionen Euro 2023“, sagt Stefanie Seemann. „Und wir haben noch viel vor.“
Dazu gehören weitere Plätze in Frauen- und Kinderschutzhäusern, Beratungsangebote und Anlaufstellen für Opfer von Gewalt. Frauen müssen Schutz finden, unabhängig von ihrem Einkommen, Wohnort oder Aufenthaltsstatus, betonen die Landtagsgrünen in ihrem Positionspapier.
Stärken wollen sie auch die Gewaltambulanzen, in denen Opfer Spuren von Gewalt sichern lassen können – unabhängig davon, ob sie tatsächlich Anzeige erstatten. „Ich freue mich, dass wir in Baden-Württemberg mittlerweile vier dieser Anlaufstellen haben. Nach Heidelberg, Freiburg und Ulm wurde vor knapp zwei Monaten die vierte Gewaltambulanz in Stuttgart eröffnet“, sagt Stefanie Seemann.
Die Frauengesundheit haben die Landtagsgrünen ebenfalls im Blick. „Bei medizinischen Diagnosen, Medikamenten und Therapien werden geschlechtsspezifische Unterschiede zu wenig berücksichtigt. Das kann zu Fehldiagnosen führen oder verhindern, dass eine Behandlung anschlägt“, sagt Stefanie Seemann. Die Fraktion fordert in ihrem Papier, dass geschlechtersensible Medizin Teil der Ausbildungsinhalte medizinischer Berufe wird und wollen sich für mehr Grundlagenforschung einsetzen.
Ungerechtigkeiten gibt es auch beim Einkommen: „Frauen in Baden-Württemberg verdienen immer noch weniger als Männer“, kritisieren die Grünen in dem Papier. Eine bessere Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Ehrenamt soll helfen, dass Frauen und Männer Erziehungs- und Familienarbeit gleichberechtigter verteilen können. Mit einem Lohnatlas wollen sie für mehr Transparenz bei Gehältern sorgen.
Ein wichtiges Anliegen der Fraktion ist in Arbeit: Eine ressortübergreifende Gleichstellungsstrategie des Landes. Sie bildet die Grundlage für die künftige Gleichstellungspolitik Baden-Württembergs. Stefanie Seemann: „Wenn wir nachhaltige Veränderungen bewirken wollen, brauchen wir ein umfassendes Konzept anstelle von voneinander unabhängigen Einzelmaßnahmen.“