Sicheres Radfahren im Wald
Eine Radtour durch Wald und Natur macht Spaß, dient der Erholung und fördert Gesundheit und Fitness. Aber ist das Radfahren in Baden-Württembergs Wäldern überall erlaubt? Welche Gesetze und Vorschriften müssen dabei beachtet werden? Diesen Fragen widmete sich der Parlamentskreis Fahrrad im Stuttgarter Landtag.
Hermino Katzenstein, Initiator des Parlamentskreises Fahrrad BW und fahrradpolitischer Sprecher der Grünen Landtagsfraktion, habe erklärt, dass Mountainbiken im Wald inzwischen eine Massenbewegung sei, die schlicht stattfinde. Damit dies sicher für alle sei, brauche es geschickte Lenkungsstrategien.
Die Ministerialdirektorin Isabel Kling vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) habe betont, die Ansprüche der Gesellschaft an den Wald seien vielfältig. Natürlich würden auch die Interessen des Radsports berücksichtigt. Den Menschen sei es dadurch möglich, den Wald auf vielfältige Weise zu nutzen. Im Mittelpunkt müssten dabei immer gegenseitiger Respekt und die Achtung voreinander stehen.
Die Interessenvertreter der Fahrradbranche hätten jedoch ein anderes Bild gezeichnet. Janet Weick von der Deutschen Initiative Mountainbike e.V. (DIMB) habe kritisiert, dass das Erfolgsprojekt Rems-Murr gestoppt worden sei. Die Naturschutzbehörde vor Ort habe eine 180°-Wende hingelegt und plötzlich Gutachten sowie Ausgleichsflächen in erheblichem Umfang verlangt. Weick sei überzeugt gewesen, dass Benutzerlenkung dem Naturschutz und der Sicherheit nütze, da illegale Trails in sensiblen Bereichen durch legale, gepflegte Wege ersetzt werden könnten.
Einstimmig hätten Wirtschaft und Verbände gefordert, den Sonderweg der Landesregierung aufzugeben. Claus Fleischer, Geschäftsleiter von Bosch eBike-Systems, habe kritisiert, dass es keine Studie gebe, die den Mehrwert der Zwei-Meter-Regel belege. Die Regelung sei ein Bürokratieproblem. Kathleen Lumma vom ADFC habe ergänzt, die Zwei-Meter-Regel manifestiere die Benachteiligung von Radfahrenden, da Wandern und Radfahren im Wald ungleich behandelt würden.
Matthias Kiess, Referatsleiter für Waldpolitik, nachhaltige Waldbewirtschaftung und Waldnaturschutz im MLR, habe entgegnet, dass Naturschutzregeln auch ohne die Zwei-Meter-Regel weiterhin erforderlich blieben. Hermino Katzenstein habe vorgeschlagen, das Radfahren im Wald grundsätzlich zu erlauben und nur gezielt dort zu verbieten, wo Naturschutz und Sicherheit wirklich gefährdet seien. Sein Resümee sei gewesen, dass zwar keine für alle befriedigende Lösung gefunden worden sei, aber es positiv zu bewerten sei, dass alle Beteiligten an einem Tisch gesessen hätten. Er wolle den Austausch der Interessengruppen weiterhin vorantreiben, damit Radfahren im Wald bald überall in Baden-Württemberg sicher möglich werde.
Hintergrund: Der Parlamentskreis Fahrrad BW, der erste seiner Art in Deutschland, existiert seit Anfang 2022 und setzt sich für Radverkehr als nachhaltige Mobilitätsform ein. Die nächste Sitzung ist für Frühjahr 2025 geplant.