Krebs: Krisen sind keine Überraschung – sie kommen mit Ansage.

Start der Enquete-Kommission „Krisenfeste Gesellschaft“

Dem Begriff „Krise“ auf der Spur - Drei Learnings aus der Auftaktsitzung

Stuttgart – Die Enquete-Kommission „Krisenfeste Gesellschaft“ hat ihre Arbeit im Landtag von Baden-Württemberg aufgenommen. Ziel ist es, innerhalb von zwei Jahren Lösungen zu entwickeln, wie die Gesellschaft noch widerstandsfähiger werden kann. Bei der ersten Sitzung am Freitag gingen die Parlamentarierinnen und Parlamentarier dem Begriff der „Krise“ nach – und nahmen bereits die Spur auf zu möglichen Lösungsansätzen.

„Unter ‚Krise‘ verstehen wir eine Ausnahmesituation, die uns existenziell bedroht und unsere Gesundheit, Lebensweise und Sicherheit massiv gefährdet. Sie ist jedoch keine Seltenheit, sondern vielmehr eine Konstante der Menschheitsgeschichte. Die Krisenfreiheit ist eine Utopie. Darüber waren sich die Sachverständigen heute einig“, sagt die Obfrau der Fraktion Grüne, Petra Krebs.
Sie betont: „Krisen sind keine Überraschung – sie kommen mit Ansage. Aus den Vorträgen wurde deutlich, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine weltweite Pandemie und die Eskalation des russischen Angriffskriegs für sehr wahrscheinlich hielten – wohingegen politische Schritte daraufhin ausblieben. Das zeigt uns, dass die politischen Entscheidungsträger für die Alarmsignale aus der Wissenschaft empfänglicher sein müssen. Krisenvorbeugung muss zur Kernkompetenz von politischem Handeln werden! Wichtig ist hierfür der enge Austausch mit Wissenschaft und der Zivilgesellschaft zu suchen.“

Krisen scheinen in der öffentlichen Wahrnehmung immer präsenter zu werden – auch bedingt durch mediale Mechanismen. „Wir nehmen wahr, in immer kürzeren Abständen von einer Krise in die nächste zu schlittern. Das heißt: Wir müssen uns und unsere Institutionen darauf einstellen, dass Krisen ständig eintreten können. Deshalb ist es notwendig, einen regulierbaren Krisenmodus einzurichten, der das Ziel hat, die schlimmsten Konsequenzen abzuwenden. Dazu benötigen wir Instrumente zur Krisenprävention und zum Krisenmanagement, wenn wir die Gesellschaft widerstandsfähiger machen wollen.“


Transparentere Kommunikation und lokale Vorbilder als Unterstützer in der Krise

Eine weitere Erkenntnis: Die öffentliche Krisenkommunikation müsse verbessert werden. Krebs: „Krise heißt: in einer Drucksituation folgenreiche Entscheidungen zu treffen – und diese unmissverständlich zu kommunizieren. Transparent, verständlich und zielgerichtet: So sollte die Ansprache im Fall einer Krise sein, um möglichst alle Bürgerinnen und Bürger zu erreichen.“

Gerade Politik und Verwaltung seien gefragt, mit einfachen, deutlichen Botschaften zu kommunizieren und eine Sprache zu finden, die nicht nur Probleme benennt, sondern den Menschen auch Perspektiven und Hoffnung gibt. „Vertrauensbildend kann außerdem eine positive Fehlerkultur sein, die signalisiert, dass Politik auch zum Lernen bereit und fähig ist.“

Eine weitere Idee ist, in der Krisenbewältigung auf lokale bekannte und beliebte Akteurinnen und Akteure zu setzen. „Indem wir die Rolle von gesellschaftlichen Vorbildern in der Öffentlichkeitsarbeit stärken, kann es uns gelingen, mehr Zuspruch in der Bevölkerung bei der Krisenbekämpfung zu gewinnen. Es geht hier um Unterstützung im Sinne eines lokalen Empowerments. So könnten beispielswiese Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, Vereine, Sportlerinnen und Sportler oder andere bekannte Persönlichkeiten in die staatliche Krisenbewältigung verstärkt eingebunden werden, um als glaubwürdige Vermittlerinnen und Vermittler einen Beitrag zu leisten.“