Wie gelingt Bildung für nachhaltige Entwicklung?
Auf Einladung von Sandra Boser, Vorsitzende des Arbeitskreises Bildung in der Fraktion Grüne, diskutierten Experten/innen und Praktiker/innen im Haus der Abgeordneten in Stuttgart verschiedene Perspektiven und Handlungsempfehlungen. Unter Moderation von Thekla Walker, Landesvorsitzende Bündnis90/Die Grünen und Dozentin für Naturpädagogik, diskutierten rund 30 Vertreter/innen aus Politik, Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Schule, Ministerien und Landesschülerbeirat wie es gelingen kann, den Themenkomplex „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ (kurz: BNE) stärker und umfassender als bisher in die schulische Bildung zu integrieren. Anlass des Fachgesprächs (21. November 2012) ist der Startschuss für die Bildungsplankommission zur Erstellung neuer Bildungspläne im Dezember 2012. Die Überarbeitung der Bildungspläne wollen Sandra Boser und die Fraktion Grüne auch dazu nutzen, BNE deutlich stärker und umfassender als bisher in die schulische Bildung zu integrieren. „Nur wenn kommende Generationen den Umgang mit endlichen Ressourcen lernen, die Auswirkungen unseres Handelns und Konsumierens erkennen und sie mit Ideen und Praxis einer nachhaltigen Entwicklung vertraut sind, erhalten sie die Kompetenz, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern“, so Boser in der Einladung. In einer zukunftsorientierten Schule lernen und leben Schüler Verantwortung – sozial, ökologisch, als Bürger, Verbraucher und Konsument, so die bildungspolitische und verbraucherschutzpolitischer Sprecherin der Fraktion GRÜNE weiter. Die Teilnehmer des Fachgesprächs waren sich darin einig, dass Bildung für nachhaltige Entwicklung nahezu alle Fächer und Themengebiete sowie weite Bereiche des Lernens und Lebens umfasst. Ferner müssen Aspekte wie Umweltbildung, Gerechtigkeit und Toleranz, politische Bildung, Verbraucherbildung, Ernährungsbildung, Entwicklungspolitik, globales Lernen und weitere Themenfelder im künftigen Bildungsplan stärker vertreten, bzw. besser als Themenfeld verankert und sichtbar werden. Das Einzelbereiche oder „BNE“ insgesamt als eigenständiges Fach in Erscheinung treten sollten, wurde hingegen von der starken Mehrheit der teilnehmenden Experten wie auch von den Vertretern aus Politik nicht befürwortet. Schließlich sei Bildung für nachhaltige Entwicklung eine Querschnittsaufgabe schulischer Bildung. Wie parallel und über die Bildungsplanreform hinaus BNE-Aspekte tiefer und konsequenter in die schulische Praxis integriert werden können, waren weitere Themen des offenen Austauschs. Wichtige Ansatzpunkte für gelebte Nachhaltigkeit sind demnach unter anderem vor allem, Verbraucher- und Ernährungsbildung. Der ansteigende Bedarf an Schulmittagessen im Rahmen der Ganztagsschule, aber auch Schulverpflegung schlechthin, können als Chancen wahrgenommen werden, im schulischen Raum Nahrungsmittel sowie deren Herkunft und Zubereitung zu thematisieren und nachhaltiges Handeln und Konsumieren zu stärken. Wo, wenn nicht zu Hause und im Lern- und Erfahrungsraum Schule, können Schüler und Schülerinnen erleben, was eine gesunde Ernährung ausmacht und wie unser Konsum die Umwelt und das soziale Miteinander auf der Welt beeinflusst. Insgesamt sollte die Schule mit all seinen Bestandteilen wie Klassenzimmer (z.B. beim Thema Energie), Mensa, Außengelände sowie Schulgarten stärker als Lern- und Erfahrungsraum wahrgenommen und genutzt werden. Der pädagogische und lernorientierte Umgang damit berge oftmals viel Potential. Hierzu bedarf es einerseits Anreize (Bildungsplan) sowie ferner Aufklärung über Möglichkeiten, ggf. auch im Rahmen von Einzelprojekten. Die baden-württembergischen Unesco-Projekt-Schulen stehen dafür ebenso beispielhaft wie andere Modellschulen, die bisher mit Projekten und Aktionen z.B. im Bereich Umwelt- und Klimaschutz aktiv sind. Darüber hinaus betonte die Expertenrunde, dass Bildnug für Nachhaltigkeit in Zusammenarbeit externen Experten gelingen kann. Kooperationen mit außerschulischen Experten sind bspw. aktive Entwicklungshelfer oder örtliche Initiativen wie Eine-Welt-Läden. Einen sehr großen und bisher oftmals unterschätzten Stellenwert haben außerschulische und naturnahe Lernorte. Baden-Württemberg bietet eine große Anzahl an außerschulischen Einrichtungen, denen ein hohe Bedeutung für eine gelungene Bildung für Nachhaltigkeit beigemessen werden kann. Zentral bei der Kooperation mit Lernorten sei, dass diese nicht als Ausflugsziele degradiert, sondern als vollwertige Bildungsstätten anerkannt und die unterrichtliche Praxis einbezogen werden müssten. Außerschulische Lernorte wie bspw. der Lernort Bauernhof, wald- und naturpädagogische Einrichtungen, Freilichtmuseen, Ernährungszentren, Naturzentren u.v.m können einen integralen Beitrag leisten, ökologische, wirtschaftliche und soziale Zusammenhänge zu verstehen und zu erleben. Wichtig sei hierbei eine zentrale Informationsplattform und Qualitätssicherung. Als Fazit des Fachgesprächs formulierte Sandra Boser die wichtigsten Botschaften und gab einen Ausblick auf weitere Möglichkeiten und die nächsten Schritte seitens der grünen Fraktion. In den kommenden Wochen entstehe ein Positionspapier der Fraktion GRÜNE, das die zentralen Anforderungen wiedergibt und den Prozess im Land begleiten soll. Das Positionspapier werde den Beteiligten zugesandt. Darüber hinaus bot Sandra Boser allen Interessierten und Beteiligten die Fortsetzung des Austauschs an.