Bauen und Wohnen
Zukunftsfähige Innenstädte - Grüne Abgeordnete im Fachgespräch
Innenstädte stehen vor großen Herausforderungen: Online-Riesen verdrängen Einzelhändler*innen, unterschiedliche Verkehrsträger teilen sich die wenigen Flächen und der Klimawandel setzt Mensch und Infrastruktur gleichermaßen unter Anpassungsstress. Wie wir unsere Innenstädte lebendig, lebenswert und vielfältig gestalten und sie gleichzeitig an ein verändertes Klima und zeitgemäße Mobilitätsbedürfnisse anpassen, das diskutierten die Grünen Landtagsabgeordneten Tayfun Tok, Silke Gericke und Gudula Achterberg in ihrem gemeinsamen Fachgespräch.
Zu Beginn des Fachgesprächs begrüßten Tayfun Tok, Sprecher für Wirtschaftspolitik und Cindy Holmberg, Sprecherin für Bauen und Wohnen und Vorsitzende des Arbeitskreises Landesentwicklung und Wohnen der Grünen Landtagsfraktion, die Teilnehmer*innen vor Ort und im virtuellen Raum. „Es ist unsere Aufgabe, die Kommunen dabei zu unterstützen, sich auf die vielfältigen Herausforderungen vorzubereiten, die auf uns zukommen“, unterstrich Holmberg den Anspruch des Fachgesprächs.
Was bereits jetzt im Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen getan wird, welche Förderungen und Schwerpunkte es gibt, darauf ging Staatssekretärin Andrea Lindlohr MdL in ihrer Einführung ein. "Wir können und wir sollten die rapiden Veränderungen der Innenstädte und Ortszentren aktiv gestalten", so Lindlohr. "Unsere Vision ist die der neuen Leipzig-Charta für eine nachhaltige europäische Stadt. Eine Stadt der kurzen Wege, die Handel und Gewerbe, Wohnen und Nahversorgung, Kultur und klimaresilienten öffentlichen Raum miteinander verbindet. Mit dieser Zielsetzung setzen wir in Partnerschaft mit den Kommunen die Städtebauförderung in Baden-Württemberg um, mit der wir in diesem Jahr über 270 Millionen Euro zur Verfügung stellen konnten."
Anschließend redete Andreas Hofer, Intendant und Geschäftsführer der IBA`27 StadtRegion Stuttgart den Anwesenden ins Gewissen. „Unsere Innenstädte sterben nicht, sie sind so erfolgreich, dass sich nur noch Weltmarken diese Standorte leisten können. Städtebau hat in diesen Bereichen mehr mit Excel als mit Architektur zu tun, besonders in Städten wie Stuttgart, wo 50 Prozent der Bautätigkeit von internationalen Investoren bestimmt werden“, so Hofer. Deutschland sieht er politisch noch schlecht aufgestellt, um diese Problemen adäquat zu begegnen. „Vor 10 Jahren haben die Kommunen noch ihre Wohnungsbestände verkauft, nun wird gefordert, dass sie zum x-fachen Preis zurückgekauft werden. Uns hilft nur, langfristig denkende Investoren und den kommunalen Wohnungsbau zu stärken.“ Dem „einmaligen Netz aus Mittelstädten mit eigener Kultur, Wirtschaft und Mentalität“ in Baden-Württemberg prophezeite er große Chancen für die Zukunft. Allerdings fehle hier oft „der Mut zu urbaner Dichte und auch schlicht das Personal.“
Im Anschluss teilten sich die drei Landtagsabgeordneten mit ihren jeweiligen Gastreferent*innen in Arbeitsgruppen auf, um die vielschichtigen Probleme unserer Innenstädte zu diskutieren.
Ein Fachgespräch ist erst der Anfang
Inspiriert von den Debatten und mit neuen Argumenten im Gepäck werden die drei Abgeordneten Tok, Gericke und Achterberg die Inhalte in ihre Arbeitskreise und die Landtagsfraktion einspeisen. Nach der Sommerpause soll dann ein Strategiepapier zum Thema „Zukunft der Innenstädte“ entstehen und Anträge geschrieben werden, die der Diskussion auch politisch Taten und Maßnahmen folgen lassen.