Mobilität

Fokus muss auf Menschen liegen, nicht auf Stehzeugen

Parkraummanagement ist ein Aspekt der Verkehrswende – im Fachgespräch holte Gudula Achterberg, unsere Sprecherin für Straßeninfrastruktur, Expert*innen an den Tisch, die das Thema aus unterschiedlicher Sicht beleuchteten.

„Menschen müssen im Mittelpunkt stehen, nicht Autos“. So bringt Gudula Achterberg das Ziel modernen Parkraummanagements auf den Punkt. Als einen Teilbereich der Verkehrswende hat ein Fachgespräch der Grünen Abgeordneten aus Heilbronn die Thematik des Parkens im öffentlichen und privaten Raum unter die Lupe genommen und das Fazit gezogen: Die Politik kann Rahmenbedingungen setzen – aber dann ist es an den Kommunen und ihren Gremien, umzudenken, ihre Bürger*innen zu beteiligen und Wege für intelligente und vernetzte Verkehrslösungen zu finden, damit wir mit weniger Autos auskommen. „Öffentlicher Raum ist zu teuer und kostbar, um in erster Linie als Abstellfläche für Autos zu dienen“, so Achterberg, stattdessen müsse er, wo immer möglich, genutzt werden, um den Menschen mehr Lebensqualität zu verschaffen.


Verschiedene Expert*innen beleuchten unterschiedliche Gesichtspunkte

Das Thema Parkraummanagement aus ganz verschiedenen Blickwinkeln betrachtet haben vier Referent*innen, darunter Christoph Erdmenger vom baden-württembergischen Verkehrsministerium. Die viel diskutierten Parkgebühren, die nach einem aktuellen VGH-Urteil gerade auch für Anwohner*innen kräftig steigen können, betrachtet er unter anderem als ein Steuerungselement für innerstädtischen Verkehr und widerlegte, mit Datenerhebungen unterlegt, viel zitierte Vorurteile. Zum Beispiel, dass hohe Parkgebühren dem Einzelhandel schaden, sei erwiesenermaßen falsch: „Nicht Autos kaufen ein, sondern Menschen“ - und diese geben, wenn sie per Rad oder zu Fuß in die Städte kommen, mehr Geld aus als Autofahrer*innen.

Als Regionalkoordinatorin für das bundesweite Netzwerk „Wohnen und Mobilität“ nahm Dr. Angelika Jäkel vom VCD die gesetzgeberischen Aspekte ins Visier, die geeignet sind, Parken im öffentlichen und privaten Raum einzudämmen. „Wer Parkplätze baut, wird Verkehr ernten“, ist sie überzeugt. Stellplatzkosten müssten schon bei der Erschließung von Baugebieten mitgedacht werden – auch für Fahrräder. Und die in der LBO verankerte Stellplatzpflicht – 1 Stellplatz pro Wohnung – könne schon jetzt auch für Fahrräder gelten.

Für die Parkraumgesellschaft Baden-Württemberg legte Geschäftsführer Gebhard Hruby den Schwerpunkt auf die Digitalisierung, die helfen muss, den staatlich verwalteten öffentlichen Parkraum zu optimieren. Es gelte, Dauerpark-  und Kurzzeitparkverkehr intelligent zu organisieren und angemessen zu bepreisen.

Um Parkhäuser der Zukunft ging es auch beim Vortrag von Architekt Professor Jens Wittfoth, Planer der vom Land Baden-Württemberg geförderten Quartiersgarage Neckarbogen in Heilbronn: Solche Gebäude müssen künftig multifunktionale ausgerichtet sein, als Energiezentralen mit e-Ladesäulen, Solardachflächen, Fahrradstationen, aber auch ausgestattet mit Paketdiensten oder Cafés - damit Flächen klug genutzt werden und nicht immer mehr „Stehzeuge“ den öffentlichen Raum im urbanen Umfeld bestimmen.