Mobilität

Gewinnfaktor Fachkräfte - Gute Arbeit für guten ÖPNV

Um die Mobilitätswende wirklich zu schaffen und die Fahrgastzahlen in Bussen und Bahnen bis 2030 zu verdoppeln, müssen wir nicht nur unsere Angebote im öffentlichen Nahverkehr ausbauen, sondern auch gute Leute dafür gewinnen. Weil es immer mehr öffentlichen Verkehr gibt, brauchen wir auch mehr Fahrer:innen für die Busse, dem Rückgrat des ÖPNV in der Fläche. Wie das gelingen kann, war Gegenstand eines Fachgesprächs auf Einladung unserer Abgeordneten Silke Gericke, Thomas Hentschel und Josha Frey.

Laut aktueller Umfrage des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmen (bdo) fehlen heute bundesweit bereits 7.768 Busfahrer:innen. Aufgrund der zunehmenden altersbedingten Personalabgänge und des geplanten Angebotsausausbaus im ÖPNV wird dieser Bedarf bis 2030 auf 87.000 Busfahrer:innen steigen.

  • Carry Buchholz – selbst Busunternehmerin und Vorstandsmitglied im Verband Baden-Württembergischer Busunternehmen (WBO) – bestätigte diese Einschätzung und beschrieb Schwierigkeiten bei der Fachkräftegewinnung aus erster Hand.
  • Frank Bsirske (MdB), Sprecher für Arbeit & Soziales der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen machte deutlich, an welchen Stellen die Bundesregierung die Fachkräftegewinnung für den ÖPNV verbessern will. Sowohl Erleichterungen bei den notwendigen Qualifikationen als auch die einfachere Zuwanderung von Fachkräften sind hier relevante Stellschrauben.
  • Maren Diebel-Ebers aus demgeschäftsführender Bezirksvorstand des DGB machte klar, dass es gute Arbeit nur mit guten Arbeitsbedingungen geben kann. Dies betrifft sowohl die Entlohnung der Fachkräfte, aber auch die sonstigen Arbeitsbedingungen z.B. für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
  • Robert Gleißner, Abteilungsleiter Sozial- und Gesundheitspolitik der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), beschrieb für unser Nachbarland ähnliche Schwierigkeiten, den Fachkräftebedarf in zahlreichen Branchen zu decken. Allerdings ist es in Österreich sehr viel schneller und kostengünstiger möglich den Busführerschein zu erwerben.

„Wir haben auf mehreren Ebenen dringenden Handlungsbedarf“, fasst unsere verkehrspolitische Sprecherin Silke Gericke die Ergebnisse des Fachgesprächs zusammen. „Wir müssen die Qualifikation vereinfachen. Ich wünsche mir von der Landesregierung eine Bundesratsinitiative, damit der Busführerschein in Deutschland bald so einfach und kostengünstig erworben werden kann, wie z.B. in Österreich.“

Thomas Hentschel ergänzt um einen zweiten Aspekt: „Wichtig ist es für die bessere Gestaltung der Arbeitszeiten und –bedingungen, dass in den Ausschreibungen der ÖPNV-Dienstleistungen alle Möglichkeiten genutzt werden, die Grundbedingungen der Beschäftigung festzuschreiben. Dabei muss auch die Tariftreue einen höheren Stellenwert bekommen.

Und mit Blick auf den großen Fachkräftebedarf auch in anderen Bereichen erklärt Josha Frey: „Bürokratische Hürden für die Einwanderung von Fachkräften müssen abgebaut werden. Ich hoffe, dass die Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes der Bundesregierung schon sehr bald eine gute Wirkung auch für den ÖPNV entfaltet.“