Weltfrauentag 2022

111 Jahre Weltfrauentag – klingt spektakulär, aber wo stehen wir gerade?


Gleicher Lohn für gleiche Arbeit
Das Recht auf Schwangerschaftsabbruch
Anerkennung für unbezahlte Pflege- und Hausarbeit
Schluss mit Stereotypen und klassischen Rollenbildern
Gegen Diskriminierung, Gewalt an und Ausbeutung von Frauen und Mädchen

…für all das kämpfen wir noch immer. Sollten wir 2022 nicht schon weiter sein?

Noch immer müssen wir an den #EqualPayDay oder den #EqualCareDay erinnern, Frauen leiden weiterhin im Alter weitaus häufiger unter Armut als Männer, Frauen benötigen für ihren eigenen Schutz Frauenhäuser, noch immer gehört Hass gegen Frauen im Netz für viele zum Alltag, weltweit werden Frauenrechte durch populistische und rechtsextreme Regierungen wieder zurückgeschraubt.

Wussten Sie, dass Frauen in Deutschland immer noch 18 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen verdienen? Hochgerechnet aufs Jahr arbeitet eine Frau also bis zum 7. März umsonst, während ihre männlichen Kollegen seit dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt werden.

Es gibt also noch viel zu tun!

„In Deutschland investieren Frauen über 50 Prozent mehr Zeit in unbezahlte Sorgearbeit als Männer – das muss sich ändern! Unser Wirtschaftssystem basiert darauf, dass ausgerechnet diese Arbeit nicht ausreichend honoriert wird. Wir brauchen dringend eine ernsthafte politische Debatte darüber, wie wir das ändern können“, sagt Stefanie Seemann, unsere Sprecherin für Frauenpolitik.

Auch in Politik gibt es noch viel Nachholbedarf: Der Anteil der Frauen im Landtag von Baden-Württemberg war noch nie über 30 %. Deshalb haben sich unsere Abgeordneten Swantje Sperling und Stefanie Seemann zusammengesetzt und miteinander über Frauen in der Politik und Missstände in Pandemiezeiten gesprochen. Das gesamte Interview zum Weltfrauentag können Sie sich auch auf Youtube anschauen: https://youtu.be/XIUxplz4xks

Interview von Swantje Sperling und Stefanie Seemann

Stefanie: Swantje, was hat dich in Sachen Geschlechtergerechtigkeit in deiner politischen Laufbahn am meisten verblüfft?

Swantje: Das noch so viel zu tun ist. Wir stehen ja jetzt hier, im Landtag von Baden-Württemberg, und hier gab es noch nie mehr als 30% Parlamentarierinnen. Ich bin ja kommunalpolitische Sprecherin und nur 10% der Verwaltungsspitzen in Deutschland, also Oberbürgermeisterinnen, Bürgermeisterinnen und Landrätinnen, sind weiblich. Frauen in der Politik, das ist inzwischen nicht mehr die Ausnahme, aber es ist noch längst nicht die Regel.

Stefanie: Ja und wir sehen ja auch hier im Landtag, dass die Frauen noch längst nicht den Querschnitt unserer Gesellschaft abbilden. Wir brauchen aber mehr Repräsentanz, damit unterschiedliche Perspektiven auch immer in Entscheidungen einfließen.

Swantje: Ja. Dieser Mangel an Repräsentanz bedeutet ja auch, dass wir uns der klügsten Köpfe dieses Landes berauben und das macht ja auch was mit Debatten, das macht was mit Entscheidungen, wenn die Vielfalt der Menschen nicht im Parlament vertreten ist.

Stefanie: Für mich ist klar, Feminismus ist schon lange nicht mehr eine individuelle Entscheidung, sondern es ist eine politische Aufgabe, die uns alle angeht. Männer und Frauen.